6

Stronachs Personalwahl

Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber mich nervt Frank Stronach gewaltig. Ein arroganter Dampfplauderer, der unglaublich viel Geld, aber keine Manieren hat. Auch wenn er seine Partei, das „Team Stronach“, bereits gegründet hat, bleiben seine Forderungen weitgehend im Dunkeln: „Wahrheit, Transparenz und Fairness“ – welche Partei würde sich solche Schlagwörter nicht auf die Fahnen heften? Was konkret damit gemeint ist, wird nicht verraten.

 

Wer genau hinhört und die skurrile Grammatik des Milliardärs entschlüsselt, erkennt bald, dass sein Hauptargument darin besteht, dass er ein riesiges Vermögen angehäuft hat. Er ist es gewohnt, der unbestrittene Boss zu sein – kaum ein Interview, in dem er sich nicht über kritische JournalistInnen beschwert. Besonders allergisch reagiert er auf Nachfragen, warum er bislang kaum Steuern in Österreich gezahlt hat.

 

Am kommenden Dienstag, den 9. Oktober, um 19 Uhr soll Frank Stronach in den Innsbrucker Ursulinensälen auftreten. Allgemein wird erwartet, dass er dort seine MitstreiterInnen für die Tiroler Landtagswahl im Frühling 2013 bekannt gibt.

 

Wenn die Informationen der  Bezirksblätter stimmen, bedient sich Stronach dabei aus dem extrem rechten Politspektrum: Das Personal soll sich aus den Gruppierungen der „Tiroler Patrioten“ ebenso wie aus den „Freien Tirolern“ (vom aus der FPÖ ausgeschlossenen Walter Gatt) und der „Liste Tirol“ rekrutieren. Allesamt Mini-Gruppierungen, die sogar noch weiter rechts als die FPÖ stehen – was man ja auch erst einmal schaffen muss.

 

Stronachs Tirol-Chef wird vermutlich Alois Wechselberger von den „Tiroler Patrioten“, ein Verein, der von einem Großtirol (mit Südtirol und dem Trentino) träumt. Wie man sieht, hat Stronach keine Berührungsängste mit extrem rechten Gefolgsleuten: Wechselberger schreibt in seinem Blog über die so genannten „Systemparteien“, ein Begriff aus dem Nazi-Jargon.

 

Foto von Steindy / de.wikipedia.org/w/index.php

Andreas Wiesinger

6 Comments

  1.  entpolitisierung der politik… der stronach ist eben nur die quintessenz des wirtschaftlichen und politischen neoliberalismus… was viele nicht verstehen war/ist es mit der fpö genauso (die ideologisch rechtsextremen inhalte galten/gelten nur einer kleinen gruppe und wurde/wird von der fpö gezielt eingesetzt) . politik wird grundsätzlich entideologisiert und inhalte werden negiert.  vorgemacht hatte es übrigens in europa new labour in den beginnenden 90ern unter blair… die österreichische sozialdemokratie zog als bald nach… die konservativen parteien brauchten ihre zeit (sie sind ja konservativ 😉 … 

    die aufregung um stronach ist eine gekünstelte, eine heuchlerische. er macht das in extremform das, was die etablierten parteien vorexerziert haben.

     

     

  2. Gebe Dir in vielem recht, Dave (und ich bin ja bekanntlich kein Freund der Postmoderne 😉 Nur zu den letzten zwei Sätzen folgende Erwiderung: Wenn ein Milliardär vier Parlamentsabgeordnete rekrutiert, ist das nochmals eine heftigere Entwicklung: "Geld Macht Politik" – und zwar nicht nur indirekt über Lobbying, sondern direkt als wahlwerbende Partei. Stronach will die Republik nach eigenen Angaben wie ein Unternehmen führen – und das ist meiner Meinung nach eine Gefahr für die demokratischen Grundwerte.

  3. Was sich da zusammenbraut, ist schlichtweg grauslig bis schmerzhaft und treibt die repressive Toleranz vom guten alten Marcuse echt auf die Spitze. Diese krude Kombination aus linkem Befreiungsethos, rechtem Wertekonservatismus und einem Haufen Geld übertrifft sogar noch das ‚eigenartige‘ Politikverständnis derer, die jetzt zumindest zum Teil und offiziell als kriminell bezeichnet werden dürfen.

    Um’s mal mit John Stuart Mill zu sagen: „Als Prinzip ist Freiheit nicht anwendbar auf einen Zustand vor der Zeit, in der die Menschheit die Fähigkeit erlangte, sich durch freie und gleiche Diskussion fortzuentwickeln.“

    Allmächtiger, behüt‘ uns! 😉

  4. Lieber Herr Wiesinger Andreas

    Sie sind als ultralinker Provokateur und Streithansl in Innsbruck stadtbekannt.

    Grundsätzlich ist für sie jeder, der nicht ihre linken Spintisierereien teilt, ein Faschist oder Nazi.

    Sie sind ein Spinner, der das Kapital verteufelt und sich selbst aus der roten Parteikasse finanziert.

    Herr Stronach ist nicht automatisch ein schlechterer Mensch nur weil er vermögend ist, im Gegenteil sein Vermögen macht in unabhängig, um das sagen zu können was er sich denkt.

    Anders als die Stiefelknechte Faymann und Spindelegger, denen entweder von der Krone oder der Wirtschaft angeschaffen wird, was sie zu tun und zu denken haben.

    Ein Frank Stronach kann Österreich nur gut tun.

    Er wird ein Garant dafür sein das schleimige Parteigünstlinge wie sie, die sich bereits seit jungen Jahren aus der Parteikasse finanzieren lassen, um ihren faschistoiden Müll ungehindert verbreiten zu können, keine Versorgungsjobs mehr in staatsnahen Betrieben finden werden.

    In diesem Sinne

    FÜR EIN BESSERES ÖSTERREICH

     

    • Hallo?

      Ein Mensch, der seine politische Karriere damit beginnt, Mandatare aus dem rechten Lager ab- und anzuwerben, mutmaßlich unter Einsatz finanzieller Mittel, tut Österreich gut?

      Wie Herr Wiesinger seinen Lebensunterhalt bestreitet, steht, gerade in diesem Forum, wohl kaum zur Debatte; Privatvermögen und die Möglichkeit zu freier politischer Meinungsäußerung in einem Atemzug zu nennen, sehr wohl: Es bedeutet nichts anderes, als die Geschichte um mehr als 200 Jahre zurückzudrehen.

      Dass die Regierungsparteien und die institutionelle Politik als solches genauso daran scheitert, das hehre Ziel von liberté, egalité und fraternité zu verwirklichen, steht auf einem anderen Blatt. Dass wir diesem Ziel mit einem reichen alten Mann, einem Bourgeios wie er im Buche steht, der nimmt, wen er kriegen kann, um seine "Werte", deren exakte Ausformulierung noch auf sich warten lässt, im Parlament zu vertreten –  solange er nur irgendwie dahin kommt – näher kommen, wage ich sehr zu bezweifeln.

      Diskussionen anzuregen und zu provozieren, ist genau das, was im Faschismus nicht möglich ist; und wenn Herr Stronach wohlmeinend und nicht zuletzt den freien JournalistInnen in diesem Land finanziell unter die Arme greifen will (das hat er zumindest in der Im-Zentrum-Diskussion vor einigen Wochen behauptet) – sofern sich diese unter die Arme greifen lassen – möcht‘ ich mir anschauen, wie viel freie Diskussion es dann noch gibt.

       

       

  5. Huch, "Frank" – jetzt habe ich doch doch glatt übersehen … obwohl Dein Posting so amüsant ist: Du bezeichnest mich als "ultralinken Provokateur" und wirfst mir zugleich vor, "faschistoiden Müll" zu verbreiten … diese Kombination lässt mich wirklich nachdenklich werden. Da muss ich gleich bei der SPÖ anrufen, wann endlich mein Gehaltsscheck ankommt 😉 … Wie auch immer: ich bin für die Meinungsfreiheit – gewisse Meinungen enttarnen sich ja von selbst. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert